Helga Schwalt-Scherer

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Foto: Gerhard Schlötzer

Helga Schwalt-Scherer: Nato-Draht-Zyklus



Helga Schwalt-Scherer zu Gast im Kunstleeren Raum.

 

Das Werk, das die Aschaffenburger Künstlerin im Kubus ausstellt, nennt sich schlicht „Decke“. Aber die wirkt weder warm, noch kuschelig, noch vor Kälte schützend, sondern ist aus Nato-Draht geflochten. Und sie wirkt auch ein bisschen verloren, wie sie da so starr, kalt und schmal auf blankem Beton liegt.


Seit 2015 verwendet die Künstlerin NATO-Draht als künstlerisches Ausdrucksmittel. Aus ihm lässt sie Körper, Bilder und raumgreifende Installationen entstehen, die schön und schrecklich zugleich sind. All ihren Arbeiten wohnt eine kritische Betrachtungsweise zivilisatorischer Folgeerscheinungen inne. Durch den Einsatz des rasiermesserscharfen Materials bekommen alltägliche Dinge eine andere Bedeutung: Die Decke schützt nicht vor Kälte, sondern ist ein leeres Versprechen. Der Friedenskranz offenbart auch Scheinheiligkeit. Und der Smiley mutiert zu einer verletzenden Waffe.

„Die Welt scheint aus dem Takt geraten,“ sagt Helga Schwalt-Scherer. „Wähnten wir uns gestern noch eingerichtet in berechenbarer Routine, eingebettet in ein Gewebe globaler politischer und wirtschaftlicher Zusammenarbeit, so erweist sich dies heute als hauchfeiner Stoff, der Masche für Masche aufzugehen droht. Eine gemeinsame Vision einer friedvollen Zukunft, scheint in weite Ferne gerückt zu sein.“

So gesehen verstärkt sich die Wirkung der „Decke“ durch ihre räumliche Verlorenheit im Kunstleeren Raum noch. Einsamkeit und Kälte werden spürbar, die Millionen erleben, in Anbetracht von Krieg, Flucht und Verlust der Heimat.


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